Veröffentlicht von CareerBuilder Germany am 21 November 2012
Themen: Arbeitsalltag - Mitarbeiterführung - Mitarbeiterbindung | Keine Kommentare

Mitarbeitermotivation: Geld allein macht nicht glücklich

Unzufriedene Mitarbeiter gab es immer schon und wird es auch in Zukunft geben. Doch die Mittel und Wege, frustrierte Arbeitnehmer wieder zu Höchstleistungen zu motivieren haben sich gravierend geändert. Teure Incentives, Prämien oder Boni erzielen nicht mehr die gewünschte Wirkung. Arbeitnehmer wollen schlicht Spaß an der Arbeit und eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie.

Wir Deutschen – ein Volk von Bedenkenträgern und Jammerlappen? Vor einem Jahr enthüllte eine Studie des Instituts „Arbeit und Qualifikation“ der Universität Duisburg-Essen, dass nur Arbeitnehmer in der Slowakei, der Ukraine, Bulgarien und Russland noch unzufriedener mit ihrem Job sind als die Deutschen. Ist es in den Büros, Agenturen und Werkshallen hierzulande wirklich kaum auszuhalten oder ist diese Nörgelei einfach nur „typisch deutsch“? Die Wahrheit liegt wohl – wie immer – irgendwo dazwischen. Fakt ist, dass deutsche Arbeitnehmer mittlerweile sehr viel höhere Ansprüche an ihren Arbeitsplatz stellen, als das in anderen Ländern der Fall ist. Statt ihre Tätigkeit ganz pragmatisch als eine Art Tauschgeschäft - Geld gegen Arbeitszeit – zu sehen, verlangen sie Sinnhaftigkeit, Eigenverantwortlichkeit und natürlich Spaß an der Arbeit. Und das alles zu einem attraktiven Gehalt. Allerdings erwarten deutsche Arbeitgeber auch eine Motivation, die weit über Pragmatismus und den Dienst nach Vorschrift hinausgeht.

Frust beschränkt sich auf den Job

Forscher haben weiterhin herausgefunden, dass die meisten Deutschen mit ihrer allgemeinen Lebenssituation durchaus zufrieden sind. Der Frust beschränkt sich also allein auf den Job. Dafür spricht auch der umstrittene Engagement Index, den das Beratungsunternehmens Gallup jährlich veröffentlicht und der in seinen Schlussfolgerungen meist gleich lautet: Demnach machen zwei Drittel der Arbeitnehmer Dienst nach Vorschrift und spulen lediglich das Pflichtprogramm ab. 23 Prozent der Beschäftigten haben innerlich bereits gekündigt. Nur traurige 14 Prozent der Angestellten haben eine hohe emotionale Bindung an ihren Arbeitgeber und sind bereit, sich freiwillig für dessen Ziele einzusetzen.

Angemessener Lohn ist lediglich die Basis

Die Arbeitgeber sind ob dieser ernüchternden Ergebnisse keineswegs untätig geblieben und haben einmal mehr in die große Incentive-Kiste gegriffen. Denn engagierte und erfolgreiche Mitarbeiter mit Geld- und Sachwerten zu belohnen, gehört in vielen deutschen Unternehmen längst zum Alltag. Da gibt es dann zum Dank für den unermüdlichen Einsatz zusätzliche Prämien und Boni oder Einladungen zu hochkarätigen Events. Hier VIP-Karten für ein Fußballländerspiel, da der Tandemfallschirmsprung zu Gunsten der Mitarbeitermotivation. Doch die Landung ist hart. Obwohl Unternehmen viel Geld in die Motivation ihrer Mitarbeiter investieren, bleibt die gewünschte Wirkung aus. Der Professor für Personalmanagement an der Technischen Hochschule Mittelhessen in Gießen, Christian Zielke, sagte kürzlich gegenüber Focus Online: „Viele Unternehmen setzen Geld oder Sachwerte unreflektiert ein.“ Um ihre Mitarbeiter tatsächlich erfolgreich und nachhaltig zu motivieren, brauche es eine Strategie, die nicht ausschließlich auf Geld und monetäre Anreizsysteme ausgerichtet sei. Auch Sascha Armutat, Leiter des Bereichs Forschung und Themen der Deutschen Gesellschaft für Personalführung, ist der Meinung, dass ein angemessener Lohn zwar die Basis sei, damit Mitarbeiter nicht unzufrieden sind, aber allein nicht ausreiche, um eine hohe Einsatzbereitschaft zu fördern.

Ganz oben auf der Wunschliste: Flexible Arbeitsgestaltung

Respekt, Eigenverantwortlichkeit, Entscheidungsfreiheit und eine flexible Arbeitsgestaltung sind laut den Ergebnissen einer Umfrage der Initiative Neue Qualität der Arbeit die Kriterien, die Mitarbeiter heute motivieren und an einen Arbeitgeber binden. Die Freiheit, dem Sohn ab und zu einmal beim Fußballtraining am Nachmittag zuschauen zu können und danach trotzdem von zu Hause aus an der Telefonkonferenz teilzunehmen, motiviert meist mehr als Top-Karten für ein Spitzenspiel der Bundesliga. Bereits 2010 ergab die Befragung im Rahmen des „Ravensburger Elternsurvey“, dass die gemeinsame Zeit für die Familie Arbeitnehmern in Deutschland wichtiger ist als Geld. Aber nicht nur bei der Unterstützung junger Familien werden Unternehmen künftig flexible Lösungen finden müssen. Auch die Pflege von Familienangehörigen wird Arbeitnehmer zunehmend beanspruchen.

Die geforderte Flexibilität von Unternehmen darf sich aber nicht nur auf Arbeitszeitmodelle beschränken, sondern muss vor allem eine freiere Gestaltung von Arbeitsplätzen beinhalten. Maßgeschneiderte Jobprofile, die der aktuellen Lebensphase des Mitarbeiters Rechnung tragen, stellen für Personalverantwortliche neue Herausforderungen dar. Durch individuelle Karriereplanungen und altersadäquate Arbeitsgestaltung können Mitarbeiter langfristig motiviert werden. Das kann auch Vorteile für das Unternehmen bringen: Personalmanagementexperte Zielke beobachtet laut Focus Online immer wieder, „dass die Chance auf Weiter- und Fortbildungen ein weit verbreiteter Wunsch von Deutschlands Arbeitnehmern ist.“ Mit hochwertigen Managementkursen an renommierten Universitäten investieren Chefs nicht nur in die Motivation ihrer Mitarbeiter sondern gleichzeitig in den eigenen Führungsnachwuchs.

Verhältnis zum Vorgesetzten ist entscheidend

Ein entscheidender Faktor für die emotionale Bindung an das Unternehmen ist und bleibt das Verhältnis zum Vorgesetzten. Im Idealfall sollte dieser durch regelmäßige Gespräche und Feedback-Runden den Mitarbeiter so gut kennen, dass sie offen über die Wunschvorstellungen und Erwartungen beider Seiten reden können. Doch in vielen Unternehmen ignorieren die Führungskräfte die Bedürfnisse der Mitarbeiter - bewusst oder unbewusst. Nicht selten schätzen sie sich aufgrund fehlenden Feedbacks besser ein, als sie von ihren Mitarbeitern wahrgenommen werden. Dabei verlangen diese gar nicht viel von ihrem Chef: Respekt und Anerkennung für ihre Arbeit und ein ehrliches Interesse an neuen Ideen und Vorschlägen. Und wenn dann noch Incentives mit Bedacht gewählt werden – eben weil Herr Müller für sein Leben gern die Oper besucht oder Frau Maier ein Faible für Autorennen hat – dann bleiben solche Erlebnisse auch lang im Gedächtnis und erzielen die für das Unternehmen gewünschte Wirkung.

 

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