In einigen Branchen tobt der War for Talents heftiger als in anderen. Besonders das Gesundheitswesen und die Pflegebranche leiden unter dem wachsenden Fachkräftemangel. 58 Prozent der Krankenhäuser hatten im Jahr 2013 Probleme bei der Personalsuche, schreibt Zeit Online über den Wettbewerb um Ärzte und Fachpersonal. Durchschnittlich dauerte es 167 Tage um eine Stelle wieder zu besetzen. Und auch im Pflegewesen sah es nicht besser aus. Mehr als ein Drittel der medizinischen Einrichtungen suchte drei Monate nach einer Krankenschwester oder einem Pfleger. Die Deutsche Krankenhausgesellschaft verzeichnete 2014 rund 2000 offene Stellen für Ärzte und fast 6000 für Pflegekräfte.
Im Gesundheitswesen arbeiten nicht nur Ärzte und Pflegekräfte
Doch damit nicht genug. Krankenhäuser, Arztpraxen, Gesundheitszentren und Pflegeeinrichtungen brauchen nicht nur medizinisches Fachpersonal, um reibungslos zu funktionieren. Schließlich halten Buchhaltung, Einkauf, Marketing oder Personalabteilung den Laden ebenso am Laufen wie Ärzte, Krankenschwestern und Pflegekräfte. In den administrativen Arbeitsbereichen konkurrieren die Unternehmen im Gesundheitswesen nicht nur untereinander um wertvolle Arbeitskräfte, sondern auch mit jeder anderen Firma. Doch auch hier muss die Branche hart um Bewerber kämpfen. Grund dafür ist unter anderem ihr angeknackstes Image auf dem Arbeitsmarkt.
Branche ist für Nichtmediziner unattraktiv
Schlecht bezahlte Jobs, notorischer Personalmangel und dadurch bedingte Überstunden sowie überlastete Kollegen machen wenig Lust auf einen Job im Gesundheitswesen. So zumindest die weitläufige Meinung in Bewerberkreisen. Niemand wählt freiwillig ein schlechteres Betriebsklima, wenn sein Arbeitsalltag in anderen Branchen deutlich attraktiver aussieht. Denn wer sich auf eine Stelle bewirbt, die keine branchenspezifische Spezialisierung voraussetzt, hat meist eine größere Auswahl – und Arbeitgeber im Gesundheitswesen häufig das Nachsehen. Um hier nicht dauerhaft den Anschluss zu verlieren, müssen sich Unternehmen im Gesundheitswesen vor allem in ihrer Rolle als Arbeitgeber positionieren und präsentieren. Ohne ein konsequentes Employer Branding wird sich die Personalsituation nicht verbessern.
Employer Branding verbessert langfristig das Recruiting
Das Ziel, als attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen zu werden, lässt sich nicht von heute auf morgen erreichen. Aber mittel- und langfristig gesehen, ist der Aufbau einer Arbeitgebermarke auch im Gesundheitswesen die beste oder sogar einzige Strategie, um in allen Unternehmensbereichen qualifiziertes und engagiertes Personal zu finden und zu halten. Damit sind die beiden wichtigsten Zielgruppen einer erfolgreichen Employer Branding Strategie vorgegeben: Es sind die potentiellen Bewerber und die eigenen Mitarbeiter, die das Unternehmen als Arbeitgeber überzeugen muss.
Eigene Mitarbeiter an Bord holen
Ohne die Begeisterung der eigenen Angestellten, wird es Unternehmen im Gesundheitswesen und der Pflegebranche schwerfallen, glaubwürdige Botschaften in Bezug auf attraktive Arbeitsplätze und eine motivierende Unternehmenskultur zu vermitteln. Sie sind die wichtigsten Botschafter und verfügen über Netzwerke, die für das Recruiting großen Wert haben. Für ein erfolgreiches Employer Branding müssen sie mit ins Boot geholt werden. An dem Ziel, neue Mitarbeiter zu gewinnen und somit auch die Personalsituation zu entspannen, wird auch ihnen gelegen sein. Außerdem liefern Mitarbeiter meist wertvolle Antworten auf die Frage, was das Unternehmen als Arbeitgeber auszeichnet, beziehungsweise auszeichnen sollte. Wer an ehrlichem Feedback interessiert ist, erfährt durch die eigene Belegschaft, wo Optimierungsbedarf herrscht. Diese wiederum fühlt sich ernst genommen und in ihrer Meinung wertgeschätzt.
Unternehmen müssen über den Tellerrand schauen
Potentielle Kandidaten als zweite relevante Zielgruppe können nur überzeugt werden, indem die passenden Inhalte über die passenden Kanäle auf das passende Publikum treffen – und bestenfalls alle bestehenden Zweifel ausräumen. Geht es um Personal im administrativen Bereich müssen sich Unternehmen im Gesundheitswesen gedanklich öffnen und im Recruiting über den Tellerrand schauen. Fachbegriffe in Stellenanzeigen sind womöglich abschreckend, Wunschkandidaten über ganz andere Plattformen und Kanäle zu erreichen als Mediziner und andere Argumente nötig, um Bewerber für das Unternehmen zu begeistern. Für die Personaler ist es notwendig zu wissen, welche Anforderungen und Wünsche Bewerber haben, die keine Erfahrungen oder Kenntnisse aus dem Gesundheitswesen mitbringen. Nur so kann im Recruiting mit den richtigen Inhalten gearbeitet werden.
Folgende Themen sollten Sie vor allem beim Recruiting von administrativem Personal berücksichtigen:
- Angst nehmen: Dass in administrativen Jobs medizinisches Fachwissen nicht notwendig ist, ist nicht jedem Bewerber klar. Machen Sie das in der Kommunikation deutlich!
- Perspektiven geben: Auch Nichtmediziner möchten im Gesundheitswesen beruflich vorankommen. Zeigen Sie Entwicklungsmöglichkeiten speziell für Admin-Kräfte auf!
- Sinn stiften: Vor allem Quereinsteiger suchen nach einer sinnvollen Beschäftigung. Das Gesundheitswesen bietet die Möglichkeit, beruflich anderen Menschen zu helfen. Machen Sie deutlich, dass Sie sich als Unternehmen dieser Verantwortung stets bewusst sind und nach dem Grundsatz „Pro Mensch statt Profit“ handeln.
- Einstieg erleichtern: Gerade ohne entsprechendes Fachwissen möchte kein neuer Mitarbeiter ins kalte Wasser geworfen werden. Gewährleisten Sie ein umfangreiches Onboarding mit allen notwendigen Schulungen.
- Vorurteile entkräften: Beweisen Sie, dass auch im Gesundheitswesen eine motivierende Unternehmenskultur und Teamarbeit gepflegt werden.
Quelle: http://www.zeit.de/angebote/beste-arbeitgeber-gesundheit-2015/fachkraeftemangel
Bildquelle: © Iakov Filimonov - Shutterstock.com
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