Veröffentlicht von CareerBuilder Germany am 09 Juni 2017
Themen: Recruiting-Tipps - Kandidatenansprache - Vorstellungsgespräche | Keine Kommentare

interview_april2016_843x474_386545003.jpgEin Vorstellungsgespräch zu führen, gehört zum Handwerk jedes Personalverantwortlichen. Ein Bewerbungsgespräch ist ganz bestimmt kein Small-Talk zum Wohle der Völkerverständigung und wird deshalb in der Regel gewissenhaft vorbereitet. Schließlich wollen Sie mit dem Bewerber nicht über Belangloses plaudern, sondern ernsthaft und gründlich prüfen, ob sich die Investition Ihres Unternehmens in diesen Kandidaten lohnt. Ein Bewerbungsgespräch zu führen, gehört daher zum Handwerk jedes Personalverantwortlichen. Trotzdem ärgert sich so mancher über eine Fehleinschätzung, die erst dann offensichtlich wird, wenn der neue Mitarbeiter bereits in der Firma sein Unwesen treibt. Dann nagen die Zweifel: „Wieso ist mir das nicht früher aufgefallen“ oder „Wie konnte ich mich so blenden lassen“.

Hier verraten wir Ihnen ein paar Tricks, die Ihnen die Beurteilung eines Kandidaten erleichtern.

Und ab in die Schublade - Der erste Eindruck

Meist brauchen wir einen Menschen nur wenige Sekunden beobachten, um ein Urteil über ihn zu fällen. Dieser erste Eindruck entsteht ganz automatisch, indem wir unbewusst die Beobachtung mit unseren bisherigen Erfahrungen abgleichen. Demnach sind dicke Menschen eher gemütlich, langhaarige Männer unangepasst und zarte Frauen wenig durchsetzungsfähig. Versuchen Sie, sich dieser vorschnellen Beurteilungen bewusst zu sein. Vermeiden Sie dieses Schubladendenken, um die Kandidaten im Gespräch ohne Vorbehalte kennenzulernen.

Gesagt, getan - Verbale und non-verbale Kommunikation

Achten Sie darauf, dass verbale und non-verbale Kommunikation übereinstimmen, also dass das Verhalten des Kandidaten seine Aussagen unterstützt. Ein Beispiel: Der Bewerber behauptet von sich, offen und kontaktfreudig zu sein. Dabei sitzt er Ihnen mit verschränkten Armen und Beinen gegenüber und schafft es nicht, den Blickkontakt zu halten. Bevor Sie jetzt aber voreilige Schlüsse ziehen, sollten Sie Ihre Annahmen im weiteren Gespräch überprüfen. Fragen Sie Ihn zum Beispiel gezielt nach Situationen oder Aufgaben, bei denen er Menschen begeistern oder motivieren musste. Machen Sie sich während des Gesprächs Notizen, welche Anhaltspunkte für und welche gegen seine Aussage sprechen und bilden Sie sich erst nach dem Bewerbungsgespräch ein Urteil zu dieser Frage.

Überflüssige Fragen

Es gibt Fragen, die gehören zum Bewerbungsgespräch wie das Amen in die Kirche. Und Sie können davon ausgehen, dass sich das mittlerweile auch wirklich bei allen Bewerbern herumgesprochen hat. Die Antworten auf Klassiker wie „Warum haben Sie sich gerade bei uns beworben?“, „Wo liegen Ihre Stärken und wo Ihre Schwächen?“ oder „Warum sollten wir gerade Sie einstellen?“ werden inzwischen von den meisten Kandidaten gut vorbereitet und perfekt nach Lehrbuch oder Experten-Website heruntergebetet. Oft hilft es dann schon, die Frage einfach anders zu formulieren, um den Bewerber zum Nachdenken und damit zu einer Antwort zu bewegen, die wesentlich authentischer ist. Statt der zu erwartenden Lobhudelei auf die Frage, warum sich der Bewerber bei Ihnen beworben hat, bekommen Sie auf die Frage „Was reizt Sie besonders an der ausgeschriebenen Aufgabe?“ oder „Was kann Ihnen diese Position anderes bieten als Ihre bisherige?“ sicher eine viel aufschlussreichere Antwort.

Provokative Fragen

„Was können Sie, was andere Bewerber nicht können?“ oder „Wie kommt es, dass Sie in Ihrem Alter nicht mehr verdienen?“ sind Fragen, die den Bewerber unter Druck setzen und ihn in eine Rechtfertigungshaltung zwingen. Nur geübte Kandidaten bleiben cool und wissen mit diesem Stress-Test richtig umzugehen. Generell sind solche Provokationen nicht unbedingt geeignet, um ein partnerschaftliches Gespräch zu führen. Wer ein offenes, informatives und vor allem ehrliches Gespräch mit dem Ziel der gegenseitigen Vertrauensbildung führen möchte, sollte auf diese Spitzen verzichten. Wichtig unter dem Aspekt ist auch, dass der Bewerber aus eigener Initiative aktiv am Gespräch teilnimmt und von Ihnen nicht als Verhör-Kandidat sondern als gleichwertiger Gesprächspartner wahrgenommen wird.

Clevere Fragen

Auf karrierebibel.de hat Jochen Mai einige besonders raffinierte Fragen gesammelt, deren Beantwortung für den Personalexperten sehr aufschlussreich sein kann. Nicht nur weil sie vordergründig das Wissen und die Selbsteinschätzung des Bewerbers abklopfen, sondern auch weil sie viel über dessen Ziele, Werte und Motivation verraten. Hier einige Beispiele:

„Woher wissen Sie, dass Sie einen guten Job gemacht haben?“ – Diese Frage ist nicht nur ungewöhnlich, sie verrät Ihnen auch, ob der Kandidat intrinsisch oder extrinsisch motiviert ist. Entweder misst er seine Leistung anhand eigener Maßstäbe und Kriterien oder er beruft sich bei der Antwort auf Beurteilungen von Kollegen oder Vorgesetzten. Daran können Sie erkennen, ob er gut in ein bestehendes Team oder zu einem bestimmten Führungsstil passt.

„Wenn Sie Ihren perfekten Job selbst gestalten können, wie sähe er aus?“ – Diese Frage löst in der Regel zunächst ein Lächeln aus – dann Schweißperlen auf der Stirn. Hier zeigt sich, wie reflektiert jemand mit seinem Beruf umgeht, welche Pläne er hat und ob er Treiber seiner Karriere ist oder sich lieber treiben lässt.

Wenn ich zwei Ihrer Ex-Kollegen zu Ihnen befragen würde – einen Freund von Ihnen und einen, der das eher nicht ist: In welchen Punkten würden dennoch beide übereinstimmen?“ – Bei der Beantwortung dieser Frage stellt sich heraus, wie hoch die Empathie des Bewerbers ist. Kann er sich in andere Menschen hineinversetzen und somit gut mit ihnen umgehen? Kann er sich selbst realistisch einschätzen? Fähigkeiten, die im Berufsleben zunehmend wichtiger werden.

„Was schuldet Ihrer Meinung nach ein Unternehmen seinen Mitarbeitern?“ – Diese Frage zwingt den Kandidaten zum Um- und Querdenken und offenbart, welche wahren Erwartungen er an die ausgeschriebene Position und seinen neuen Arbeitgeber hat und was ihn letztendlich motiviert.

„Erzählen Sie mir etwas von sich, das nicht in Ihrem Lebenslauf steht und mir hilft, Sie von anderen Bewerbern zu unterscheiden und mich an Sie zu erinnern.“ – Hier kommen viele Kandidaten ins Schwitzen, dabei müssen sie eigentlich „nur“ eins tun: Werbung für sich machen, denn genau darum geht es in einer Bewerbung ja.

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Bildquelle: © Production Perig - Shutterstock.com

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