Veröffentlicht von CareerBuilder Germany am 04 April 2019
Themen: Arbeitsalltag - Work-Life-Balance - Mitarbeiterführung | Keine Kommentare

Betriebliches Gesundheitsmanagement

Seit 1994 schätzt die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) die volkswirtschaftlichen Produktionsausfälle durch Arbeitsunfähigkeit: durchschnittlichen Arbeitsunfähigkeit von 16,7 Tagen je Arbeitnehmer/-in, 668,6 Millionen Arbeitsunfähigkeitstage, geschätzte Produktionsausfälle von insgesamt 76 Milliarden Euro, geschätzter Ausfall an Bruttowertschöpfung 136 Milliarden Euro - so die letzte Bilanz.

Spätestens mit dem demografischen Wandel, dem Strukturwandel in der Wirtschaft und der Zunahme chronischer Krankheiten müssen Unternehmen erkennen: Gesundheitsförderung ist mehr als nur das gemeinschaftliche Kicker-Turnier zweimal pro Jahr.

Die Perspektive für 2020 ist ziemlich eindeutig. In gut zehn Jahren wird jeder dritte Arbeitnehmer über 50 Jahre alt sein. Der Arbeitsmarkt wird dann noch stärker schrumpfen. An die Unternehmensführung richtet sich daher eine klare Handlungsempfehlung: Bestmögliche Arbeitsbedingungen in einem gesunden Betrieb müssen geschaffen werden, um so die Arbeits- und Beschäftigungsfähigkeit der Mitarbeiter nicht nur zu erhalten, sondern langfristig zu fördern. Gleichzeitig tragen Unternehmen nicht nur eine Verantwortung ihren Kunden und Shareholdern gegenüber, sie haben auch eine soziale Verantwortung, die nicht vor den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern halt macht. Wer sich hier verantwortlich verhält, stärkt nicht nur das gesellschaftliche Ansehen, er entlastet mit einem betrieblichen Gesundheitsmanagement auch die sozialen Sicherungssysteme und spart Geld durch krankheitsbedingte Ausfälle. Aber wie genau kann betriebliches Gesundheitsmanagement in Unternehmen aussehen, ohne der Kantine eine Karotten-Kartoffel-Kur zu verpassen?

Die vier Phasen für ein gesundes Unternehmen

Unternehmen, die ein betriebliches Gesundheitsmanagement einführen, treffen genau wie bei anderen Innovationsprozessen auf beschleunigende und behindernde Elemente. Der Aufbau eines systematischen Gesundheitsmanagements gliedert sich in die folgenden vier Schritte:

1. Handlungs-Wille

Ein betriebliches Gesundheitsmanagement kann nur dann erfolgreich sein, wenn es von der Führungsetage auch gewollt ist und nicht nur als Image-Instrument gesehen wird. Das Management muss den Aufbau langfristig anlegen und zusammen mit den Mitarbeitern vorantreiben. Wichtige Rahmenbedingungen, Ziele, Entwicklungsperspektiven und Verantwortlichkeiten für das BGM sollten daher schriftlich festgelegt werden.

2. Team „Gesundheit“

Von einem betrieblichen Gesundheitsmanagement profitieren im Optimalfall alle: Das Management, das Ansehen des Unternehmens und nicht zuletzt die Mitarbeiter. Deshalb sollten auch alle zusammenarbeiten. Als oberste Instanz für das BGM sollte ein Gesundheitsausschuss innerhalb des Unternehmens fungieren. Dieser Ausschuss, der aus Management- und Arbeitnehmer-Vertretern sowie Gesundheitsexperten besteht, koordiniert und evaluiert das Gesundheitsmanagement innerhalb des Unternehmens.

3. Ist-Analyse

Sind die grundlegenden Strukturen für das BGM vorhanden, sollte der Gesundheitszustand des Unternehmens analysiert werden. Welches sind typische Gesundheitsprobleme, die im Betrieb auftreten? Wodurch entstehen diese? Wie lässt sich deren Entstehung vorbeugen?

4. Instrumente entwickeln

Ausgehend von den Krankheitsbildern und Gesundheitsproblemen innerhalb des Unternehmens können nun entsprechende Maßnahmen entwickelt werden. Typische Bürobetriebe können hier beispielsweise Kurse gegen Rückenprobleme ins Leben rufen, Betriebe ohne eigene Kantine können über gesunde Ernährungsweisen informieren. Wichtig hierbei jedoch immer: Wirtschaftlichkeit und Nutzen der Maßnahmen kommen vor bloßen PR-Kampagnen.

Ein betriebliches Gesundheitsmanagement verfolgt mehrere Ziele. Es soll das „Wir“-Gefühl von Management und Mitarbeitern stärken, die Transparenz im Unternehmen fördern und gemeinsame Werte und Regeln ausbauen und pflegen. Ein gesundes Unternehmen lässt sich daher nicht pauschal definieren und Instrumente nicht einfach aus einem Werkzeugkoffer zaubern. Bewährt haben sich jedoch Maßnahmen wie eine Fehlzeiten- und Altersstrukturanalyse, regelmäßige Mitarbeitergespräche und das Einrichten entsprechender Gesundheitsgruppen und -workshops. Wer frühzeitig in die Unternehmens-Gesundheit investiert, sichert auch in schwierigen Zeiten sein wichtigstes Kapital: Die Mitarbeiter.

 

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