Veröffentlicht von CareerBuilder Germany am 20 März 2018
Themen: Arbeitsalltag - Work-Life-Balance - Mitarbeiterführung | Keine Kommentare

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Das Streben nach Glück und Wohlbefinden ist ein universelles Ziel, das die Menschheit eint. 2012 beschlossen die Vereinten Nationen deshalb, dem Glücklich-Sein einen Platz im Kalender einzuräumen. Wir sprechen mit dem Begründer von Corporate Happiness®, Dr. Oliver Haas, über glückliche Mitarbeiter.

Glückliche und zufriedene Mitarbeiter zu beschäftigen, ist so ziemlich das Beste, was sich ein Unternehmen wünschen kann. Denn glückliche und zufriedene Mitarbeiter gehen gern zur Arbeit, sind also motiviert und engagiert, belastbarer und leistungsfähiger, identifizieren sich mit ihrem Job und dem Arbeitgeber, bringen sich mit neuen Ideen ein und erhöhen damit die Innovationskraft des Unternehmens. Außerdem sind sie nachweislich weniger krank. Diese Logik ist so zwingend, dass es eigentlich keiner weiteren Studie zu dem Thema mehr bedarf. Trotzdem werden Experten nicht müde, anhand von repräsentativen Erhebungen den Beweis anzutreten, dass glückliche und zufriedene Mitarbeiter auch zu besseren betrieblichen Ergebnissen führen.

Die innere Einstellung ist der Schlüssel zum Glück

Nimmt man diesen Sachverhalt als gegeben, stellt sich die nächste Frage: Was macht den Mitarbeiter zu einem glücklichen Mitarbeiter? Dr. Oliver Haas ist Buchautor und Experte der Positiven Psychologie und unterstützt Firmen bei der Umsetzung des Corporate Happiness-Ansatzes. Er weiß, es sind weniger die „äußeren“ Faktoren wie eine Gehaltserhöhung, Bonizahlungen, der eigene Firmenwagen oder das betriebsinterne Fitnessstudio, die einen Mitarbeiter glücklicher machen. „Solche positiven Ereignisse verursachen nur vorübergehend ein Hochgefühl, bevor der Mitarbeiter wieder auf sein ursprüngliches Glücksniveau zurückfällt.“ Der Schlüssel zum Glück liege vielmehr in der inneren Einstellung. Wenn es um das Thema Glück am Arbeitsplatz geht, setzt er mit seinem Team deshalb den Fokus auf andere Themen. „Haltung, Bedeutsamkeit, eigene Stärken, Begeisterung, Energiemanagement und wertschätzende Partnerschaften - in all diesen Bereichen finden sich die Faktoren wieder, die zu mehr Zufriedenheit und zu mehr Engagement führen.“

Mitarbeiter suchen ihre Berufung

Zwischen Feel-Good-Management, Work-Life-Balance und Happiness-Strategien wird es immer offensichtlicher, dass das „alte“, einfache Tauschgeschäft „Arbeitsleistung gegen Bezahlung“ heute so nicht mehr funktioniert. „Durch den Wertewandel in unserer Gesellschaft hat sich in diesem Bereich etwas sehr grundsätzliches verändert“, erklärt Haas. „Wir möchten nicht nur einen ‚Job‘ machen, der es uns ermöglicht, unsere Miete zu bezahlen und unsere Kinder zu versorgen. Sondern wir möchten unsere ‚Berufung‘ finden! Eigentlich ist das auch gar nicht so unverständlich, schließlich verbringen wir die meiste Zeit unseres Lebens am Arbeitsplatz.“ Nicht selten sähe man den Chef und die Arbeitskollegen öfter als den Partner oder die Partnerin. Das hier der Ruf nach Sinnhaftigkeit, persönlicher Weiterentwicklung und einer ausgeglichenen Work-Life-Balance laut wird, ist für Haas nicht verwunderlich. Die aktuellen Entwicklungen unserer Arbeitsgesellschaft zwingen Unternehmen zum Umdenken. „Schon jetzt steht fest, dass das kommende bedeutende Arbeitszeitalter das der ‚psychosozialen Gesundheit‘ ist. Unternehmen, die sich rechtzeitig auf einen Wandel der Unternehmenskultur einstellen, werden die Magneten am Arbeitsmarkt sein und die besten Mitarbeiter bei sich vereinen.“

Akzeptanz, dass nicht immer alles möglich ist

Um einen Grad der Mitarbeiterzufriedenheit zu erreichen, der sich positiv auf das Employer Branding auswirkt, müssen Arbeitgeber auf ein gesundes Maß an Fordern und Fördern achten. „Es geht nicht darum, Mitarbeitern jeden Wunsch von den Augen abzulesen.“ Grenzen müssen sinnvoll definiert und kommuniziert werden – sowohl vom Arbeitgeber als auch vom Mitarbeiter. Der Dialog sei entscheidend, sagt Haas. „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass Mitarbeiter es spüren und auch wertschätzen, wenn sie von ihrem Arbeitgeber ‚gesehen‘ werden und ihre Wünsche und Meinungen äußern können. Durch eine offene Kommunikation erreicht man gegenseitiges Verständnis. Es entstehen Kompromisse, aber auch die Akzeptanz darüber, dass nicht immer alles möglich ist.“

Führungskräfte müssen zuhören

Des Einen Freud‘, des Andern Leid. Glück und Zufriedenheit werden höchst subjektiv wahrgenommen und lassen sich nicht mit pauschalen Maßnahmen verordnen. Trotzdem sei es nicht unbedingt die Aufgabe einer Führungskraft, jeden Mitarbeiter individuell glücklich zu machen, betont Haas. „Aber sie ist dafür verantwortlich, gewisse Rahmenbedingungen zu schaffen, die es dem Einzelnen ermöglichen, sich selbst zu entfalten, seine Meinung zu äußern, gehört zu werden und keine Angst vor Versagen haben zu müssen.“ Allein die Fähigkeit, zuhören zu können, kann enormen Einfluss auf die Zufriedenheit des Mitarbeiters haben. „Die Führungskraft muss ihre Mitarbeiter verstehen, um entsprechend handeln zu können.“ Private Aspekte seien davon nicht immer ausgenommen. Inwiefern sich der Mitarbeiter öffne, sei natürlich ihm überlassen, jedoch zeuge das Interesse des Arbeitgebers von Offenheit und Vertrauen.

Wer andere führen will, muss sich selbst führen können

Im Rahmen seiner Beratungstätigkeit und auf seinen Corporate Happiness Workshops registriert Dr. Oliver Haas immer wieder, dass viele Führungskräfte nicht in der Lage sind, Aufgaben zu delegieren. Ihnen sei nicht bewusst, wie wichtig Führung für die Mitarbeiterzufriedenheit ist. „Eine gute Führungskraft sollte 80 Prozent der Zeit mit Führung verbringen und nur 20 Prozent damit, operative Dinge zu erledigen oder Probleme zu lösen“, sagt Haas. „Denn sonst hemmt sie das Selbstvertrauen der Mitarbeiter, indem sie ihnen jedes Erfolgsgefühl nimmt, Aufgaben selbstständig lösen zu können.“ Führung muss nach Ansicht des Experten als Dienstleistung wahrgenommen werden und keinesfalls als Privileg. Und noch etwas sei wichtig: „Jeder Mensch führt zumindest sich selbst. Die Voraussetzung für jede Führungskraft sollte also sein, zunächst sich selbst führen zu können - durch Achtsamkeit und Selbstreflektion.“

 

Weitere Informationen unter www.corporate-hapiness.de

 

Bildquelle: © Ai825 - shutterstock.com

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