Nur 30 Minuten, eine Stunde oder besser zwei Stunden? Personaler, die den Zeitaufwand, den ein Kandidat in seine Bewerbung investiert, als Qualitätsmerkmal ansehen, werden sich umorientieren müssen. Denn immer weniger Bewerber sind bereit, übermäßig lang an Anschreiben und Lebenslauf zu feilen oder sich online durch komplizierte Eingabemasken zu quälen. Bereits heute verzichtet jeder dritte Kandidat auf eine Bewerbung, wenn diese zu viel Zeit in Anspruch nimmt. So ein Ergebnis der CareerBuilder Candidate Journey Studie 2017, für die in Zusammenarbeit mit der Macromedia Hochschule München 1.465 Kandidaten in Deutschland im Alter von 14 bis 65 Jahren befragt wurden.
Der Faktor Zeit bei einer Bewerbung
- Knapp 60 Prozent der Kandidaten investieren bis zu einer Stunde für eine Bewerbung.
- Ein Drittel verzichtet auf die Bewerbung, wenn diese zu zeitaufwändig ist.
- Für 34 Prozent ist das Verfassen des Anschreibens zu zeitintensiv
- 40 Prozent der Personaler investieren weniger als 5 Minuten in einen ersten Bewerbungscheck
- In der Regel dauert es vier bis zwölf Wochen von der Stellenanzeige bis zur Vertragsunterzeichnung.
Candidate Journey 2017: Die meisten investieren nicht mehr als eine Stunde
Knapp 60 Prozent der befragten Bewerber sind laut der Candidate Journey Studie bereit zwischen 15 Minuten und einer Stunde Arbeitszeit in die Bewerbung zu investieren. Lediglich jeder Fünfte würde mehr als zwei Stunden aufbringen. Für 6,28 Prozent kommt hingegen nur eine Kurzbewerbung in Frage, die nicht mehr als 15 Minuten in Anspruch nehmen sollte. Arbeitgeber mit einem Online-Bewerbungsportal sollten die Anzahl der Eingabemasken und –felder daher auf ein Minimum begrenzen.
Anschreiben gilt als Zeitfresser
Diese Entwicklung ist nicht neu. Bereits die Studie „Jobwechsel 2016“ der ManpowerGroup Deutschland zeigte, dass sich 40 Prozent der Deutschen häufiger bewerben würden, wenn die Bewerbungsverfahren schneller und einfacher wären. Die meisten bevorzugten dabei digitale Bewerbungsverfahren, zum Beispiel per Email (53 Prozent) oder über ein Online-Formular (50 Prozent). Doch die Digitalisierung allein kann den Bewerbungsprozess nicht beschleunigen. Die eigentlichen Zeitfresser sind andere: 43 Prozent der Befragten gaben an, dass die Auswahl passender Stellen viel Zeit in Anspruch nimmt. Außerdem empfindet jeder Dritte das Verfassen persönlicher Anschreiben als zu zeitintensiv.
So vermeiden Sie unnötigen Zeitaufwand beim Bewerber
Hier zeigt sich, dass der Bewerberfrust vermieden werden könnte, würden Personaler ihrer Erwartungen an die Bewerber klarer kommunizieren. Denn laut den Ergebnissen der Studie RecruitingTrends 2017 von Staufenbiel Institut und Kienbaum ist nicht das Anschreiben, sondern der Lebenslauf für fast alle Unternehmen das wichtigste Element der Bewerbung. Drei Viertel der Befragten prüfen diesen auch zuerst, nur bei 22 Prozent fällt der Blick zunächst auf das Anschreiben. Personaler, die ihre Prioritäten in Bezug auf die Bewerbungsunterlagen klar kommunizieren, vermeiden so unnötigen Zeitaufwand beim Kandidaten.
Stellenanzeige sollte keine Fragen offen lassen
Auch beim Zeitfresser „Stellensuche“ können Unternehmen potenziellen Bewerbern entgegenkommen, indem sie aktuelle Jobangebote inhaltlich klarer an die Bedürfnisse des Bewerbers anpassen. Das heißt, Kandidaten sollten in der Stellenanzeige alle Antworten auf ihre wichtigsten Fragen finden. Statt leerer Worthülsen, Phrasen und unnötig komplizierter Substantivierungen setzen Sie auf eine klare, aktive und emotionale Sprache, die dem Bewerber die Entscheidung erleichtert. Die Sichtbarkeit auf Jobbörsen sowie eine suchmaschinenoptimierte Karriereseite helfen zudem, schneller gefunden zu werden.
Wie hoch ist der Zeitaufwand bei Personalern?
Bewerber würden den Zeitaufwand für Bewerbungen gern reduzieren. Doch wie viel Zeit investieren HR-Profis in den Bewerbungsprozess? Laut den RecruitingTrends 2017 benötigen 40 Prozent der Personaler für den ersten Check der Bewerbung weniger als fünf Minuten, 47 Prozent investieren sechs bis 15 Minuten ihrer persönlichen Zeit. Bei drei Prozent übernimmt eine Software die erste Bewertung. Übrigens: Bis eine Stelle tatsächlich besetzt ist, vergehen bei rund 70 Prozent der Befragten von der Stellenanzeige bis zur Unterzeichnung des Vertrages vier bis zwölf Wochen.
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