Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Vielleicht ist das einer der Gründe, warum der digitale Fortschritt nur zaghaft in den HR-Abteilungen kleiner und mittelständischer Unternehmen Einzug hält. Hier werden Rekrutierungsprozesse trotz vielfältiger digitaler Möglichkeiten noch ganz analog gehandhabt. Das ergab die Studie "Digitalisierung von HR in Europa" von Jacando. Demnach verlangt mehr als jeder dritte Betrieb dieser Größenordnung Bewerbungen nach wie vor in Postform. Sind E-Mail-Bewerbungen erwünscht, werden diese dann aber zumeist per Hand bearbeitet. Lediglich in 14 Prozent der Fälle kommt ein Bewerbermanagementsystem zum Einsatz.
Zeit- und Kostenersparnis wird häufig verkannt
In großen Unternehmen und Konzernen sieht die Lage freilich anders aus. Während HR hier aufgrund der vielen Stellenausschreibungen und Bewerbungen rein aus Kapazitätsgründen zur Personalarbeit 4.0 „gezwungen“ wird, haben die KMUs Digitalisierung noch immer nicht als Chance begriffen. Dabei lässt sich ein Großteil der administrativen Routinetätigkeiten in Personalabteilungen mittels digitaler IT-Lösungen hervorragend automatisieren und standardisieren. Das spart vor allem Zeit. Laut Studie kommt der Verzicht auf Bewerbermanagementsysteme die Unternehmen teuer zu stehen. Sie verzichten allein im Recruiting auf eine Zeitersparnis von 30 Minuten pro Bewerbung. Allein in der DACH-Region ginge laut Jacando eine Milliarde Euro pro Jahr wegen fehlender digitaler Bewerbungsprozesse verloren.
Digitalisierung macht HR zum strategisch wichtigen Partner
Doch Digitalisierung spart nicht nur Zeit und Geld. Der technologische Fortschritt bietet dem HRM die Chance sich neu zu definieren und seinen strategischen Stellenwert im Unternehmen auszubauen. Die Vernetzung der HR-Instrumente durch neue IT-Lösungen bietet deutlich mehr Transparenz, von der andere Unternehmensbereiche profitieren. „Durch die Verknüpfung von Daten und deren strategischer Analyse kann das HRM Fakten und Zahlen liefern, die als Grundlage für Geschäftsentscheidungen dienen. Der vielfach geforderten Rolle als strategischer Partner kann somit Leben eingehaucht werden“, schreibt Personalpraxis24.de zu diesem Thema.
Der Personaler 4.0: kreativ statt administrativ
Zukunftsprognosen für HR, die auf die Notwendigkeit der Digitalisierung schließen lassen, finden sich in den Ergebnissen der Studie „Ressource Weiterbildung“ der ManpowerGroup. Trotz zunehmender Automatisierungen und Algorithmus-gesteuerter Tools glauben 20 Prozent der Arbeitgeber an eine steigende Bedeutung der Personalabteilungen für das Unternehmen. Gemeint seien hier jedoch weniger administrative Aufgaben, sondern vielmehr Aufgaben, die Fertigkeiten wie emotionale Intelligenz, Kreativität und flexibles Denken erfordern. Diese Leistungen können Personaler aber nur dann erbringen, wenn sie dank digitaler IT-Lösungen weit weniger in administrative Prozesse eingebunden sind, als es bisher der Fall ist.
Digitale Lösungen für viele Personalaufgaben
Zeitliche und finanzielle Einsparungspotenziale dank moderner IT-Lösungen in administrativen Bereichen bietet das HRM einige. Angefangen von der digitalen Personalakte (eAkte), die bisher nur in zwölf Prozent der KMUs Einzug gehalten hat, über Software-Lösungen für das komplette Bewerbermanagement, digitale Stellenplanung, Zeiterfassungsmanagement bis hin zu Gehaltsabrechnungen, Reisekostenmanagement und weiteren standardisierten Prozessen. Natürlich ist eine Implementierung im ersten Schritt mit einem erhöhten Aufwand verbunden und es werden hier und da unerwartete Herausforderungen auftreten. Trotzdem sind sich Experten einig, dass unter dem Strich durch die Digitalisierungen neue Möglichkeiten für HR ergeben, die bei Beibehaltung der eingefahrenen manuellen Abläufe ungenutzt blieben.
Mit gutem Beispiel voran in die digitale Transformation
Ein wichtiger Punkt, den Traditionalisten unter den Personalern, nicht vernachlässigen sollten, ist die nicht aufzuhaltende Digitalisierung in anderen Unternehmensbereichen. Im HR-Report 2017 der Unternehmensberatung Hays AG wird deutlich, dass die Vorbereitung der Mitarbeiter auf die digitale Transformation zu den drei wichtigsten Themen im HRM zählt. Diese Aufgabe hat laut Studie einen deutlichen Bedeutungszuwachs erfahren und stieg von 16 Prozent im Vorjahr auf 34 Prozent. Personalverantwortliche, die sich selbst diesem Prozess verschließen, werden kaum in der Lage sein, Mitarbeiter für die notwendigen Veränderungen zu motivieren.
IT wird zum Co-Partner in der Weiterbildung
Eine enge Zusammenarbeit mit den Experten der eigenen IT-Abteilung ist übrigens ein Invest, das sich künftig nicht nur bei der Umstellung eigener HR-Prozesse und –Abläufe auszahlt. Im Rahmen der erwähnten ManpowerGroup-Studie wurde ebenfalls deutlich, dass Unternehmen in Sachen Digitalisierung vor allem auf Weiterqualifizierung des bestehenden Personals setzen. Für 87 Prozent sind dabei interne Schulungen das Mittel der Wahl. Im Bereich Weiterbildung für die digitale Transformation wird die eigene IT-Abteilung also zum Co-Partner für HR.
https://www.humanresourcesmanager.de/news/digitalisierung-bringt-bedeutungszuwachs-fuer-hr.html
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