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Work-Life-Balance gelingt nur durch ganzheitliche Führung

Geschrieben von CareerBuilder Germany | 24 September 2015

Deutschlands Unternehmen altern unaufhaltsam. Gleichzeitig wachsen die Anforderungen an die Belegschaft schneller als manchem Mitarbeiter lieb ist. Vor allem die psychische Belastung etwa durch Zeitdruck, zunehmende Komplexität und  hohe Verantwortung ist in den letzten Jahren enorm gestiegen.Die tiefgreifenden Veränderungen durch Globalisierung und demographischen Wandel stellen dabei nicht nur die Wirtschaft in ihrer Gesamtheit vor neue Herausforderungen sondern auch jeden Einzelnen.

Typische Karrieremuster, nach denen der Mann als Hauptverdiener die Präsenzpflicht am Arbeitsplatz erfüllt und Mütter ihre Karriere aufgeben, haben ausgedient. Arbeitnehmer, Führungskraft, Vater oder Mutter, Partner, Pflegender – die diversen Rollen, in denen Menschen ihre Funktionsfähigkeit tagtäglich unter Beweis stellen müssen, können nicht mehr getrennt voneinander betrachtet werden. Zu stark sind ihre Wechselwirkungen. Der Streit mit dem Partner oder die Sorge um das Kind oder den pflegebedürftigen Angehörigen lassen sich eben nicht einfach am Pförtnerhaus abgeben. Arbeitgeber, die von ihren Mitarbeitern fordern, Berufliches von Privatem zu trennen, verlangen Unmögliches.

BMFSFJ-Leitfaden für ein besseres Work-Life-Management

Unternehmen hingegen, die sich ernsthaft um eine Work-Life-Balance ihrer Angestellten bemühen, werden durch höhere Motivation, Loyalität und Leistungsfähigkeit entlohnt. Das Konzept der ganzheitlichen Führung, des Total Leadership, hat sich hier bewährt: Mitarbeiter werden als ganzheitliche Persönlichkeiten wahrgenommen – also auch mit ihren privaten und familiären Interessen. In einem praxisorientierten Leitfaden erläutert das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ), wie Führungskräfte  ihre Mitarbeiter beim individuellen Work-Life-Management unterstützen können.

Total Leadership berücksichtigt auch private Anforderungen

Als Voraussetzung für eine ganzheitliche Führung müssen die betrieblichen als auch die privaten Prioritäten der Mitarbeiter erkannt und akzeptiert werden. Steht bei einem Mitarbeiter zum Zeitpunkt X die Familie an oberster Stelle, konzentriert sich ein anderer Kollege zur gleichen Zeit voll und ganz auf seine Karriere. Um das zu erkennen, muss ein offener Dialog in Mitarbeitergesprächen, Meetings und im Arbeitsalltag gefördert und gefordert werden.  Der Mitarbeiter wird in seinen vielfältigen Rollen und Aufgaben innerhalb wie außerhalb der Organisation unterstützt. Warum? Weil Unternehmen erkannt haben, dass zahlreiche Kompetenzen und Fähigkeiten, die im Privatleben erworben wurden, positive Effekte auf die berufliche Leistung haben können. Gleichzeitig können aber private Sorgen und Probleme die Leistung im Job beeinträchtigen.

Der neue Weg: flexibel aber verlässlich

Im Sinne einer ganzheitlichen Führung und für eine funktionierende Work-Life-Balance muss das Management offen sein für neue Ansätze. Team und Führung experimentieren kontinuierlich mit Arbeitsorganisation und -abläufen - immer mit dem Ziel, kostbare Arbeitszeit so effizient und produktiv wie möglich einzusetzen. Dabei hilft eine flexible aber verlässliche Arbeitsplanung, bei der die Ergebnisorientierung und nicht das Wie oder Wo der Arbeitsleistung im Vordergrund steht. Vor allem Mitarbeiter mit Familienpflichten sind auf Planbarkeit besonders angewiesen. Präzise Absprachen, frühzeitige Terminvereinbarung und der Einsatz elektronischer Planungstools sind hier hilfreich. Häufig bewährt hat sich auch die Einführung besprechungsfreier Tage oder auch reiner Besprechungstage.

Nach Jahren der Überstundenmentalität und Anwesenheitspflicht müssen Mitarbeiter nun eine neue Flexibilität erlernen und Führungskräfte das Vertrauen in die Fähigkeiten eines jeden Mitarbeiters entwickeln. Sie helfen, indem sie die Selbststeuerung durch das Team und durch den Einzelnen einfordern. Dazu gehört auch, Aufgaben zu delegieren und diese Fähigkeit ebenso bei den Mitarbeitern zu fördern. Nur so ist es beispielsweise auch Führungskräften möglich, in Teilzeit zu arbeiten. Vorausgesetzt sie akzeptieren, dass Aufgaben anders erledigt werden, als sie es selbst tun würden.

Führungskräfte müssen für eigene Work-Life-Balance einstehen

Die Vorbildfunktion des Managements ist im Rahmen eines Total Leadership und für eine verbesserte Work-Life-Balance ein entscheidendes Kriterium und eine Herausforderung für die Führungskraft. Indem sie ganzheitlich führt, spiegelt sie auch den eigenen Umgang mit der Arbeitszeit und mit der Zeit für Familie und private Interessen. Wie sollte sie sonst ein glaubhaftes Interesse an einer Work-Life-Balance für die Mitarbeiter und für sich selbst vermitteln, wenn sie selbst flexible Arbeitsformen nicht in Anspruch nimmt?

Ganzheitlich zur Win-win-Situation

Die Kernerkenntnis ganzheitlicher Führung ist laut BMFSFJ: Arbeit und Privatleben sind keine getrennten und konkurrierenden Bereiche, sondern ergänzen sich gegenseitig. Bei optimalem Management entsteht eine Win-win-Situation. Führungskräfte fördern einen Veränderungsprozess im Unternehmen hin zu mehr Selbstverantwortung in dezentralen Teams, Flexibilität und einer effizienten Arbeitsorganisation. Gleichzeitig wertschätzen die Mitarbeiter die Unterstützung, die sie von ihren Vorgesetzten bei der Entwicklung ihrer persönlichen Work-Life-Balance erhalten, mit dem Ergebnis einer stärkeren Loyalität, einem größeren Verantwortungsbewusstsein und mehr Motivation im Arbeitsalltag.

 

Quellen: http://www.bmfsfj.de/RedaktionBMFSFJ/Broschuerenstelle/Pdf-Anlagen/F_C3_BChrungskr_C3_A4fte-und-Familiel-Leitfaden,property=pdf,bereich=bmfsfj,sprache=de,rwb=true.pdf

http://www.zeitblueten.com/news/work-life-balance-unternehmen/

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