Ob am Kühlregal, im Onlineshop, bei der Warenausgabe oder an der Kasse – Bewerber soweit das Auge reicht. Sofern man den Kunden eben auch als möglichen Bewerber wahrnimmt. Auf dessen Einkaufsliste steht der „neue Job“ voraussichtlich nicht. Dennoch kann er das Unternehmen, bei dem er gerade einkauft, durchaus als attraktiven Arbeitgeber wahrnehmen. Vom Kunden zum Bewerber – Einzelhandelsunternehmen, die sich dieser Chance bewusst sind, werden auch in ihrer Kommunikation mit den Kunden neue Potenziale für die Kandidatenansprache entdecken.
Die meisten Unternehmen im Einzelhandel nutzen digitale Medien, um mit ihren Kunden zu interagieren. Sei es die Sortimentsübersicht auf der Website, der eigene Onlineshop oder der Facebook-Kanal, über den man die Kundschaft mit allerlei Content bei Laune hält. Dass die Plattformen zugleich auch wertvolle Tools für Recruiting und Employer Branding sein können, liegt eigentlich auf der Hand, ist vielen jedoch nicht bewusst. Einzelhändler erreichen auf diesem Wege eine beneidenswert breite Zielgruppe aus Kunden und Kandidaten gleichermaßen. Da aber die meisten Besucher der Website, Online-Käufer und Facebook-Fans nicht primär auf Jobsuche sind, muss der Hinweis auf interessante Karriere-Angebote ebenso präsent sein, wie aktuelle Verkaufsangebote, damit der Kunde das Unternehmen auch aus Bewerberperspektive wahrnimmt.
Die Unternehmenswebsite ist dabei die Basis der Kommunikation – sowohl mit Kunden also auch mit Kandidaten. Sie muss also für beide Interessen gleichermaßen ansprechend und funktional aufgesetzt sein. Wer freie Stellen hinter komplizierten Verlinkungen versteckt, vergibt die Möglichkeit, überzeugte Kunden zu interessierten Bewerbern zu machen. Dass der Einzelhändler zugleich auch ein attraktiver Arbeitgeber ist, muss auf den ersten Blick ersichtlich sein und interessante Jobangebote, Karrierewege und die Möglichkeit, sich online zu bewerben mit einem Klick erreichbar. Die Website soll also nicht nur Kunden sondern auch Bewerbern unkompliziert in allen Fragen weiterhelfen und nicht zuletzt die gewünschten Arbeitgeber-Botschaften transportieren, um das Employer Branding nachhaltig zu unterstützen.
Über Social Media Kanäle wie Facebook oder Twitter können Einzelhändler noch schneller und flexibler mit ihren Zielgruppen kommunizieren. Ob sie dabei bestehende Endkundenkanäle auch für das Recruiting nutzen oder sämtliche Inhalte zu Jobs und Karriere auf dedizierten HR-Kanälen spielen, hängt sicherlich von der jeweiligen Themenvielfalt und dem „News-Aufkommen“ im Unternehmen ab. Gerade große Konzerne nutzen in der Regel eigene Kanäle für das Social-Media-Recruiting, um nicht Gefahr zu laufen, mit der Bewerberansprache in der umfangreichen Produktkommunikation unterzugehen.
Gerade in Social-Media-Gefilden sind die eigenen Mitarbeiter wertvolle und effektive Botschafter für die Arbeitgebermarke. Ihre Vernetzung über Facebook & Co. erhöht zudem die Reichweite des Unternehmens auf dem Arbeitsmarkt. Einzelhändler sollten ihre Belegschaft deshalb ermutigen, diese Kanäle im Sinne von Talent-Scouts zu nutzen, indem sie Vakanzen und Stellenprofile aber auch Beiträge zur Arbeitgebermarke teilen. Mit für soziale Netzwerke aufbereiteten Inhalten können Personaler die Mitarbeiter so in den Recruiting-Prozess einbinden und ihre Überzeugungskraft für das Employer Branding nutzen. Denn in Unternehmen mit einem guten Employer Branding wird der größte Teil offener Stellen durch Mitarbeiterempfehlungen besetzt.
Über bestehende digitale Plattformen und soziale Netzwerke erreichen Einzelhändler in ihrer Produkt- und Kundenkommunikation heute bereits eine breite Zielgruppe. Ein Potenzial, dass beim aktuellen Fachkräftemangel in der Branche nicht ungenutzt bleiben sollte. Social Media Kanäle in Verbindung mit Mitarbeiterempfehlungen sind clevere Tools, um das Recruiting im Einzelhandel nachhaltig zu unterstützen.