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Mein Recruiting-Kollege, der Chatbot

Geschrieben von CareerBuilder Germany | 10 Januar 2019

Künstliche Intelligenz (KI) als Heilsbringer in der Personalgewinnung? In Zeiten knapper Ressourcen ist jede Form der Automatisierung willkommen. Andererseits fürchte viele den Verlust von Menschlichkeit in der Kommunikation. Gerade in der Personalarbeit erscheint der Einsatz von "Kommunikations-Robotern" deshalb auf den ersten Blick widersinnig.  Auf den zweiten finden sich jedoch mögliche Szenarien, in denen ein Chatbot durchaus sinnvoll sein kann.Zweifelsohne steckt das Recruiting in Schwierigkeiten. Der Aufwand, den ein Unternehmen heute betreiben muss, um sich nachhaltig einen leistungsstarken Personalstand zu sichern, ist enorm und moderne Recruiter müssen dafür inzwischen eine weites Feld bestellen: Vom inspirierenden Employer Brand über die zielgruppenoptimierte Kandidatenansprache bis hin zu einer positiven Candidate Experience sehen sie sich mit Aufgaben konfrontiert, die allein schon in ihrem Umfang kaum mehr zu bewältigen sind. Da lässt die Aussicht auf KI-Technologien wie z.B. Sourcing Tools, die relevante Bewerberdaten suchen, erfassen und auf Knopfdruck auswerten, notorisch überlastete HR-Abteilungen aufatmen. KI spart Zeit. 

Der 24x7 Kollege

Auch in der direkten Kommunikation mit Kandidaten setzen immer mehr Personalabteilungen auf die Unterstützung durch Künstliche Intelligenz und stellen ihren Mitarbeitern Chatbots, in dem Fall auch Recruiting Bots genannt, zur Seite. Die virtuellen Kollegen beantworten mit gleichbleibender Freundlichkeit und ohne Verzögerung die Fragen potentieller Bewerber – 24 Stunden am Tag und sieben Tage in der Woche. Feierabend, Wochenende, Urlaub oder gar Krankmeldungen kennen Recruiting Bots nicht. Das soll die Candidate Experience auf ein neues Level heben.

Was ist ein Chatbot?

Der Begriff Chatbot setzt sich aus den beiden Wörtern „Chat“ und „Robot“ zusammen. Dabei handelt es sich um ein technisches Dialogsystem, mit dem per Texteingabe oder Sprache kommuniziert werden kann. Chatbots werden häufig eingesetzt, um Anfragen automatisiert und ohne direkten menschlichen Eingriff zu beantworten oder zu bearbeiten. Zur Beantwortung von Fragen nutzen die Chatbots programmierte Routinen, Datenbanken, Internet-Recherchen und Künstliche Intelligenz. Über Avatare wird meist versucht, den Chatbots eine eigene Identität zu geben.

Chatbots finden das perfekte Match

Ein Chatbot kann für das Recruiting in vielerlei Hinsicht von Vorteil sein. Zum einen ist er in der Lage, mit beliebig vielen Personen gleichzeitig zu kommunizieren. Kandidaten bekommen zu jeder Tages- und Nachtzeit direktes Feedback und müssen nicht mehr tagelang auf die Beantwortung ihrer Fragen warten. Es erspart ihnen auch eine zeitaufwendige Suche auf Karriereseiten und macht Bewerbungen an jedem Ort und zu jeder Zeit möglich. Ein weiterer Pluspunkt: Durch die werte- und vorurteilsfreie Analyse von Bewerberdaten soll der Recruiting Bot Topf und Deckel besser zusammenbringen, als ein Mensch es vermag. Er findet datenbasiert das perfekte Match zwischen Bewerber- und Stellenprofil und initiiert im besten Fall noch während des Gesprächs oder Chats die Online-Bewerbung. So erhöht der Chatbot die Anzahl der Bewerbungen und verringert zugleich die Time to Hire.

Bewerber besser nicht in die Irre führen

Problem gelöst? So einfach ist es dann doch nicht. Chatbots sind nur so gut wie die Daten und Informationen, auf die sie zugreifen können. Ihr Einsatz ist überall dort sinnvoll, wo viele Menschen die gleichen Fragen stellen. Mit Standardfragen kommen sie bestens zurecht. Weichen Fragen und Formulierungen jedoch vom normalen Muster ab, wird es oft schwierig und die bis dahin recht flüssige Unterhaltung gerät ins Stocken. Vielen Kandidaten wird dann erst bewusst, dass sie „nur“ mit einer Software kommunizieren. Das frustriert und wird zuweilen als mangelnde Wertschätzung empfunden.

Das mag aber auch daran liegen, dass viele Chatbots vermenschlicht werden. Durch Avatare namens Klara, Anna oder Dave getarnt, gaukeln sie dem Bewerber vor, dass sich ein realer Mitarbeiter des Unternehmens persönlich um sein Anliegen kümmert. Das bringt Pluspunkte für die Candidate Experience. Fliegt aber die Maskerade auf, weil Klara, Anna oder Dave die gleiche Antwort fünfmal wiederholen oder völlig sinnfreie Sätze zusammenreimen, ist der Bewerber genervt.

Gegenüber einem Chatbot fallen bestimmte Fragen leichter

Warum also nicht ganz offen auf den Einsatz von Chatbots auf der Karriereseite hinweisen? Das zeugt von Transparenz und innovativem Recruiting, mit dem Ziel die Fragen des Kandidaten unverzüglich und unkompliziert zu beantworten. Sollte die Software an einer Stelle tatsächlich nicht mehr weiterhelfen können, kann der Chatbot mitteilen, dass er die Frage an einen Personaler weitergibt, der sich dann direkt beim Kandidaten meldet. Man hat übrigens auch festgestellt, dass Bewerber sich eher trauen bestimmte Fragen zu stellen, wenn sie wissen, dass diese von einer Software beantwortet werden. Im persönlichen Gespräch hingegen fragt kaum ein Bewerber gleich zu Beginn nach Gehalt, Boni, Urlaub oder ob er seinen Hund mit zur Arbeit bringen darf. Gegenüber einem Chatbot ist die Hemmschwelle niedriger.

Dass Recruiting Bots persönliche Gespräch nicht ersetzen können, ist die Ansicht vieler Experten. Allerdings sind sie als technisches Dialogsystem, mit dem per Texteingabe oder Sprache kommuniziert werden kann, sehr wohl in der Lage, allgemeine Informationen und einen ersten Eindruck vom Kandidaten zu ermitteln. Insofern können die smarten KI-Helfer Personalabteilungen bei der Auswahl von neuen Mitarbeitern unterstützen, ohne diese aber vollkommen entbehrlich zu machen.

Quellen:

https://personalmarketing2null.de/2017/07/chatbots-recruiting-candidate-experience/

https://www.zeit.de/2018/04/chatbot-vorstellungsgespraech-jobvermittlung-personalarbeit

https://personalmarketing2null.de/2018/01/neulich-im-recruiting-chatbot/

https://www.wuv.de/karriere/recruiter_lernen_digitale_zauberei

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