Dann setzt er die VR-Brille wieder ab.
Die bis vor kurzem noch exotische Virtual Reality (VR) hat den Sprung aus dem Gaming Sektor geschafft. Fast täglich „entdecken“ Unternehmen faszinierende Anwendungsmöglichkeiten in den unterschiedlichsten Bereichen – auch im Personalmarketing. Doch was ist Virtual Reality überhaupt? Ralf Junge, Redaktionsleiter bei der Wollmilchsau GmbH, erklärt in einem Blog-Artikel: „Mit Virtual Reality bezeichnet man die Darstellung von virtuellen, am Computer erstellten Welten – fiktiv oder der Realität entsprechend. Als Nutzer glaubt man, selbst Teil dieser Welt zu sein, bzw. sich in ihr zu bewegen. Virtual Reality funktioniert durch Immersion, also das Eintauchen in fremde Welten. […] Dazu werden Head Mounted Displays (HDM) genutzt, also am Kopf befestigte Bildschirme, z.B. Cardboards, Brillen oder Helme, mit denen sich der User in 3-D-Welten bewegt.“
Early Adapters unter den Personalverantwortlichen wissen den Hype um die klobigen Brillen bereits aufmerksamkeitssteigernd zu nutzen. Recruiting-Videos gab es gestern, heute machen sich Arbeitgeber für Bewerber in 360-Grad-Virtual-Reality-Videos erlebbar. So bringt man mehr Authentizität und mehr Emotion in die Kandidatenansprache. Das jedenfalls verspricht sich die Hälfte der von JobStairs zum Thema befragten Personalentscheider. 60 Prozent gehen davon aus, dass VR-Videos die Aufmerksamkeit für das Unternehmen erhöhen können. Knapp zwei Drittel sehen darin eine gewinnbringende Erweiterung für das Recruiting. Nicht zuletzt weil sich laut Bitkom 14 Millionen Deutsche vorstellen können, eine VR-Brille zu benutzen.
Der Gedanke, den Kandidaten mittels VR-Technologie schon im Vorfeld einen authentischen und emotionalen Eindruck ihres potentiellen Arbeitgebers zu vermitteln, ist naheliegend. Erst recht, wenn es sich bei dem Job nicht unbedingt um „normale“ Schreibtischarbeit handelt. Arbeitsplätze, die in der Bewerbungsphase nicht ohne weiteres zugänglich sind, weil sie sich zum Beispiel im Ausland befinden oder strengen Sicherheitsrichtlinien unterliegen, können dennoch für die Kandidaten erlebbar gemacht werden. Off-Shore-Anlagen, Hightech-Labore, Öl-Raffinerien oder Einsätze in Krisengebieten sind dafür nur einige Beispiele. In seinem Blog-Artikel liefert Ralf Junge weitere Ideen:
Virtuelles Employer Branding
Statt die Büroräume nur in 360-Grad-Videos zu zeigen, können Kandidaten virtuell durch das Gebäude geführt werden, mit den zukünftigen Kollegen sprechen und bequem von zu Hause aus Probe arbeiten. Da man bislang noch nicht davon ausgehen kann, dass jeder Kandidat eine VR-Brille sein eigen nennt, bieten Job- und Karrieremessen eine gute Gelegenheit, das neue Tool einzusetzen.
Virtuelles Recruiting
In simulierten Interviews sind Kandidaten und Recruiter an verschiedenen Orten, haben aber dank VR-Brille trotzdem das Gefühl, face-to-face miteinander zu sprechen. Auch Assessments können künftig auf diese Weise durchgeführt werden, um zu sehen, wie Bewerber sich in kritischen Situationen verhalten.
Virtuelle Teamarbeit
Auch für die Zusammenarbeit in Teams ergeben sich mittels VR-Technologie ganz neue Möglichkeiten. Arbeitsumgebungen können simuliert werden. Der Mitarbeiter im Home-Office, trifft sich dann mit seinen Mitarbeitern oder Kollegen aus dem Ausland im virtuellen Besprechungsraum.
Virtuelle Aus- und Weiterbildung
Vor allem die Aus- und Weiterbildung von Mitarbeitern wird sich grundlegend verändern. Komplexe Vorgänge oder schwer zu erklärende Prozesse lassen sich mit VR verständlich und nachvollziehbar darstellen. Die Lücke zwischen Theorie und Praxis wird kleiner, indem Mitarbeiter konkrete Situationen erleben und Wissen direkt anwenden können – ähnlich der Lokführer- und Pilotenausbildung im Simulator.
Wer sich dem Thema Virtual Reality mit Bedacht nähert, behält die Kosten-Nutzen-Relation unter Kontrolle. Die Preise für 360-Grad-Technologien haben sich in den vergangenen Monaten deutlich nach unten entwickelt. Cardboards oder universelle VR-Brillen, kompatibel mit allen gängigen Smartphones, gibt es bereits für unter 50 Euro. Mehr braucht der Bewerber nicht, um virtuelle Angebote nutzen zu können. Sicherlich ein wichtiger Aspekt für die weitere Entwicklung. Laut Prognose soll sich die Anzahl der Virtual-Reality-Nutzer weltweit im kommenden Jahr mehr als verdoppeln (von 43 Mio. in 2016 auf 90 Mio). Unternehmen hingegen profitieren von preissensitiven Produktentwicklungen bei den Kameras. War die Ausrüstung im vergangenen Jahr noch unerschwinglich, gibt es mittlerweile erste Kameras im dreistelligen Bereich. Trotzdem gilt: Das Konzept muss durchdacht sein! Virtual Reality wird schnell zum ganz realen Reinfall, wenn niemand im Unternehmen die Technik beherrscht, das Know-How für die Erstellung virtueller Inhalte fehlt und die Zielgruppe keinen Zugang dazu hat.
Quellen:
https://wollmilchsau.de/personalmarketing/virtual-reality-im-personalmarketing/ www.saatkorn.com