Deutsche Unternehmen stoßen an die Grenzen ihrer Belastbarkeit. Die Wirtschaftskrise forderte von Belegschaft und Management ein hohes Maß an Engagement. Jetzt, da sich in vielen Auftragsbüchern verhaltener Aufschwung bemerkbar macht, bleibt keine Zeit zum Durchatmen. Der krisenbedingte Personalabbau muss von den verbliebenen Mitarbeitern aufgefangen werden und die Angst vor dem Verlust des eigenen Arbeitsplatzes ist noch immer präsent.
Aber auch eine defizitäre Kommunikation, Mobbing und mangelhaftes Führungsverhalten sind Stressfaktoren, die sich deutlich auf die Gesundheit der Mitarbeiter und damit auf das Unternehmenskonto auswirken: Depressive Verstimmungen, Loyalitätsverlust, Infektanfälligkeit, Schlafstörungen und Energielosigkeit bis hin zu teuren Langzeiterkrankungen wie Burn-Out sind die Folgen. Die Implementierung eines Betrieblichen Gesundheitsmanagements (BGM) kann Unternehmen mittel- und langfristig vor finanziellen Einbrüchen bewahren. Denn eines haben Konzerne wie Mittelständler längst erkannt: Eine gesunde Unternehmenskultur und das Wohlbefinden der Mitarbeiter wirken sich positiv auf das Betriebsergebnis aus.
Als Führungsinstrument legt das BGM systematische Vorgehensweisen fest, die der Förderung von Gesundheit im Unternehmen dienen. Ziel ist es, durch die Verbesserung der Gesundheit und des Wohlbefindens der Mitarbeiter die Produktivität zu steigern und Kosten zu senken. Immaterielle Werte – also die Gesundheit der Beschäftigten – sollen so in Kapital gewandelt werden. Operativ wird das BGM auf drei Handlungsfeldern umgesetzt: dem Arbeits- und Gesundheitsschutz, der Betrieblichen Gesundheitsförderung und einer gesunden Führung.
Wichtig für den Erfolg des Gesundheitsmanagements im Unternehmen ist die ganzheitliche Betrachtungsweise. Die unterschiedlichen Maßnahmen müssen aufeinander abgestimmt und zum Beispiel in einer Projektgruppe gebündelt werden, die auch die interne Kommunikation mit einbezieht. Werden alle drei Bereiche hingegen durch Einzelakteure verantwortet, bleiben die Potenziale dieses Management-Instrumentes unausgeschöpft. Sie werden von der Belegschaft nicht als „Führungsaufgabe“ wahrgenommen und bewirken somit auch keine generelle Bewusstseinsänderung im Unternehmen.
Um die Bedeutung des Gesundheitsmanagements innerbetrieblich zu unterstreichen, können Firmen seit kurzem ihre Maßnahmen bewerten und zertifizieren lassen. Der neue Social Capital and Occupational Health Standard (SCOHS) soll die Qualität von Unternehmenskultur und Zusammenarbeit aller Beschäftigten messbar und damit für das Unternehmen steuerbar machen. Professor em. Dr. Bernhard Badura, einer der Initiatoren des SCOHS ist überzeugt: „Durch den SCOHS ist es Unternehmen und Organisationen erstmals möglich, systematisch ihr Sozial- und Humankapital sowie die Qualität der Unternehmensführung zu verbessern.“ Dabei sollen die im Standard festgelegten Mindestanforderungen Sicherheit in der Vorgehensweise geben und externe Bewertung von Prozessen, Strukturen und Ergebnissen erlauben. Zugelassene Berater und Auditoren begleiten das Unternehmen auf dem Weg zur Zertifizierung.
Bildquelle: © detailblick - Fotolia.com