Die Lust aufs Spielen machen sich nun immer mehr Unternehmen zu Nutze, um neue Kunden zu gewinnen, Mitarbeiter zu motivieren oder Bewerber zu überzeugen. Gamification ist der marketingtaugliche Begriff für die Übertragung von spielerischen Elementen auf andere Aufgaben oder Prozesse meist mit digitalem Kontext. Computerspiele bieten dafür eine Fülle von Anregungen. Und so sammeln und tauschen wir Payback-Punkte, visualisieren Trainingserfolge mit Fortschrittsbalken oder spielen Monopoly bei Burger und Pommes.
Eines der schönsten Beispiele für Gamification lieferten Stockholmer Aktivisten: Um die U-Bahn-Pendler dazu zu bewegen, auf die Rolltreppe zu verzichten, wurde die normale Treppe kurzerhand in ein überdimensionales Piano verwandelt – jede Stufe eine Taste auf dem Klavier. Die Schritte der vielen Passanten vereinten sich zu einem improvisierten Konzertstück und jeder wollte mitspielen.
Gamification im Recruiting ist nicht unbedingt neu. Jedes Assessment oder Rollenspiel bedient sich spielerischer Elemente. Doch positive Effekte lassen sich noch an anderen Stellen im Recruiting-Prozess nutzen. Einige Beispiele:
Employer Branding stärken
Wer die eigenen Karriereseiten mit coolen Online-Abenteuern aufpeppt, präsentiert sich als innovativer und lockerer Arbeitgeber und nutzt Gamification in dem Fall für das Employer-Branding.
Passgenauigkeit erhöhen
Etliche Unternehmen bieten Bewerbern kreative Orientierungsspiele oder Selbsttests im Design unterhaltsamer Computerspiele an. Kandidaten, die sich aufgrund der Ergebnisse bewerben, weisen erfahrungsgemäß eine bessere Passung zum Unternehmen auf, das dadurch den Recruiting-Prozess beschleunigen und im besten Fall unnötige Interviewschlaufen vermeiden kann.
Bewerbermotivation verbessern
Fortschrittsbalken oder die Visualisierung kleiner Etappenziele im Online-Bewerbungsprozess halten die Kandidaten bei der Stange. Die Toleranz gegenüber längerer Ausfüll- oder Upload-Prozesse erhöht sich und damit auch die Anzahl der eingehenden Bewerbungen.
Mitarbeiterempfehlungen ankurbeln
Auch die eigenen Mitarbeiter sind im Recruitainment eine nicht zu vernachlässigende Zielgruppe. Mitarbeiterempfehlungsprogramme können durchaus kreativ und spielerisch umgesetzt werden. Wer die Firma als Arbeitgeber empfiehlt, sammelt Treuepunkte. Kommt es aufgrund der Empfehlung zum Bewerbungsgespräch oder gar zur Einstellung, gibt es Sonderprämien; etwa einen zusätzlichen Urlaubstag.
Entscheidungshilfe in der Bewerberauswahl
Und natürlich dient Gamification Personalern nach wie vor als Entscheidungshilfe bei der Bewerberauswahl. In Online-Assessments, die durch eine Rahmenhandlung spielerisch aufgeladen werden, absolvieren Kandidaten spielerisch einen kognitiven Leistungstest. Anders als bei einem frei zugänglichen Orientierungsspiel, bekommt der Bewerber hier den Zugang zum Online-Game persönlich nach positiver Prüfung der Bewerbungsunterlagen zugeschickt.
Was klingt, wie ein Wundermittel, hat seine Grenzen. Gamification funktioniert nur dann, wenn es durchdacht und professionell um- und eingesetzt wird. Salopp gesagt: Kein Kandidat wird hochmotiviert seine Unterlagen schicken, nur weil er auf der Firmenseite das Unternehmenslogo puzzeln kann. Außerdem ist es beim Gamifizieren von HR-Prozessen besonders wichtig, erwünschtes Verhalten zu belohnen und nicht, unerwünschtes zu bestrafen. Das betont An Coppens, Chief Game Changer bei Gamification London in einem Interview auf haufe.de. Geht es um die schlechte Performance eines Mitarbeiters oder um Probleme in der Zusammenarbeit, kann man ihm nicht einfach online ein Leben abziehen und hoffen, die Sache hätte sich damit erledigt. Coppens weiß auch: Zum Spielen zwingen, lässt sich niemand. „Nur wer freiwillig spielt, ist motiviert“.
Quellen:
https://bewerbung.com/recruitingtrend-gamification/
http://interim-group.de/gamification-im-recruiting-macht-das-sinn/
https://blog.firstbird.com/de/articles/gamification-zur-steigerung-der-mitarbeiter-zufriedenheit/