Dabei ist es egal, ob man den unstrukturierten Bewerbungsprozess kleiner und mittelständischer Betriebe oder die auf Hochglanz getrimmten Karriereseiten namhafter Konzerne genauer unter die Lupe nimmt: Die viel gepriesene Der-Bewerber-ist-König-Mentalität ist nur selten zu spüren. Etwa, wenn um Verständnis gebeten wird, dass ausschließlich Bewerbungen über das Online-Bewerbungsformular berücksichtigt und Fahrtkosten zum Jobinterviews keinesfalls übernommen werden können. Kolumnist und Berater für digitales Personalmarketing, Henner Knabenreich verwundert es in dem Fall nicht, „dass die Reaktion vieler potenzieller Bewerber, die klaren Verstandes und sich ihres Marktwertes bewusst sind, in etwa so ausfällt: Bitte haben Sie Verständnis, dass ich auf eine Bewerbung verzichte!“
Candidate Centricity oder die individuelle Wertschätzung eines jeden Bewerbers ist keine Frage von ellenlangen Maßnahmenkatalogen, modernen Bewerbertools oder hippen Social-Media-Strategien. Es ist schlichtweg eine Verständnisfrage. Solange Bewerber-Wertschätzung im Unternehmen und vor allem in der Personalabteilung nicht selbstverständlich ist, wird authentische Candidate-Centricity immer nur Theorie bleiben. Hinterfragen Sie Ihre Recruiting-Prozesse und hinterfragen Sie Ihre persönliche Einstellung: Wie sehr wird das Bemühen eines jeden Kandidaten geschätzt, eine Bewerbung abzugeben? Was wird unternommen, um jedem Bewerber den Stellenwert zu vermitteln, den er für das Unternehmen hat?
„Grundsätzlich sollten Freundlichkeit und echtes Interesse an seiner Person den Kandidaten durch den gesamten Rekrutierungsprozess begleiten“, schreibt die Schweizer Unternehmensberatung unisite in einem Tutorial. „Das gilt auch, wenn statt einer Einladung erst einmal eine automatische Aufforderung gesendet wird, sich in das Unternehmens-Portal oder einen Bewerber-Pool einzutragen. Wenig durchdacht und keineswegs kandidatenorientiert ist es beispielsweise, den Lebenslauf in einzeln zu befüllenden Textfeldern abzufragen, wenn dieser vorab oder im Anschluss als Dokument hochzuladen ist. Auch das Bewerbungsfoto als Pflichtangabe in Ihrem Pool mag Ihre persönliche Neugier stillen, hat aber mit Candidate Centricity nichts zu tun.“
Natürlich ist eine Eins-zu-Eins-Betreuung im Personalmanagement Utopie und Automatisierung notwendig, um den formalen Arbeitsaufwand zu reduzieren. Aber Automatisierung darf erstens nur so weit gehen, wie sie die Candidate Experience nicht beeinträchtigt und zweitens muss die durch standardisierte Prozesse gewonnene Zeit konsequent im Sinne einer Candidate Centricity investiert werden. Nichts ist frustrierender für einen Bewerber, als das Gefühl nur eine Nummer von vielen zu sein, ohne richtig wahrgenommen zu werden. So verliert das Unternehmen seinen Reiz als Arbeitgeber schneller, als ihm lieb sein kann. Folgende weit verbreiteten Unsitten sollten Sie daher vermeiden:
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Quelle: https://www.unisite.ch/candidate-experience-im-fokus/
https://www.haufe.de/personal/hr-management/candidate-centricity-bewerber-in-den-mittelpunkt-stellen_80_485004.html